(German-language article)
Die Denker auf der Bühne (“The thinkers on stage”)
by Uwe Justus Wenzel
Pedanten und Galante, Gegengeisterseher und Resonanzkörperscanner: Ansätze zu einer zeitgenössischen Typenlehre des Philosophen im Kraftfeld zwischen Akademie und Pop.
Kaum ein gutes Haar ließ Arthur Schopenhauer an der akademischen Philosophie seiner Zeit. Zwar erhalte Philosophie als Lehrfach an der Universität eine „öffentliche Existenz“; das ermögliche es manchem „jungen und fähigen Kopf“, mit ihr Bekanntschaft zu schließen, so konzediert er in den „Parerga und Paralipomena“. Aber diesen Vorteil überwiege der Nachteil, dass staatlich angestellte „Kathederphilosophen“, statt „freie Wahrheitsforschung“ zu betreiben, „im Auftrage der Regierung“ handelten. Und das bedeutete für Schopenhauer letztlich: im Einklang mit der Landesreligion.
Solche Staatsfrömmigkeit wird man heute der akademisch institutionalisierten Philosophie nicht ohne weiteres vorwerfen können. Die libertas philosophandi ist als Freiheit von Forschung und Lehre längst zur selbstverständlichen Geschäftsgrundlage des Wissenschaftsbetriebs im Ganzen geworden. Der antiakademische Affekt, der gleichwohl – und allem Anschein nach jederzeit – gegenüber der Universitätsphilosophie aktivierbar ist, sucht sich darum andere Angriffspunkte. Er findet sie beispielsweise in deren angeblicher oder tatsächlicher Unverständlichkeit oder Lebensweltfremdheit oder auch Wissenschaftsgläubigkeit.
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