(German-language article)
Der BSE-Bändiger, der gerne provoziert
von Nik Walter
Der Neuropathologe Adriano Aguzzi von der Uni Zürich hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Rinderseuche in den 90er-Jahren schnell wieder verschwand. Nun wird er ausgezeichnet.
Ein Postdoc-Mitarbeiter von ihm habe letzte Woche im Institut eines Nobelpreisträgers in Israel einen Vortrag gehalten, postete der Neuropathologe Adriano Aguzzi kürzlich auf Facebook. Nach dem Talk habe der Nobelpreisträger zum Postdoc gesagt: «Adriano hätte den Nobelpreis zusammen mit Stanley Prusiner erhalten sollen.» Das stimme natürlich nicht, schreibt Aguzzi weiter in seinem Post, «aber mein Ego wuchs dabei enorm, sodass ich es heute nicht mehr durch die Tür bringe».
Aguzzi kokettiert allerdings auch gerne ein wenig. Denn die Anekdote mit dem Nobelpreis ist nicht aus der Luft gegriffen. Seit rund 30 Jahren erforscht Aguzzi sogenannte Prionen, das sind falsch gefaltete Eiweisse, die andere Eiweisse «anstecken» und so das Gehirn der Betroffenen von innen zerstören. Prionen sind, unter anderem, die Ursache des Rinderwahnsinns (BSE) und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen. Aguzzi hat in den 90er-Jahren mit seiner Forschung wesentlich dazu beigetragen, dass die Rinderseuche so schnell wieder verschwand. Und es war auch sein Labor, das herausgefunden hatte, dass das natürliche Prion-Eiweiss PrP für die Funktion der peripheren Nerven wichtig ist. Den Nobelpreis für die Entdeckung der Prionen heimste allerdings 1997 der Kalifornier Stanley Prusiner allein ein.